Marken & Nachhaltigkeit: Eine höchst anspruchsvolle Beziehung

Marken & Nachhaltigkeit: Eine höchst anspruchsvolle Beziehung
Jun 15, 2023

Marken & Nachhaltigkeit: Eine höchst anspruchsvolle Beziehung

Was ist Nachhaltigkeit?

Ein Trend? Eine Notwendigkeit? Eine Verantwortung?
Eine Pflicht? Eine Kür? Ein Luxus?
Ein Kann? Ein Muss? Ein Soll?
Ein Ziel? Ein Motiv?
Ein Mittel? Ein Zweck? Ein Purpose?
Ein Mehrwert? Ein Wert?
Ein Begriff? Ein Zeichen? Eine Botschaft?
Ein Stil? Eine Qualität?
Eine Weltbeziehung?
Eine Identität?

Heutzutage müssen sich nicht nur Produzenten und Konsumenten, sondern auch Marken mit Fragen zur Bedeutung und Umsetzung von Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Je nach Geschäftsmodell und Unternehmensstrategie kann die Relevanz von Nachhaltigkeit für Marken unterschiedlich sein. Dabei spielt Nachhaltigkeit eine Rolle in Bezug auf die Markenidentität, -werte, -strategien, -positionierung, -image und -kommunikation.

Es wird deutlich, dass es nicht ausreicht, pauschal zu fordern, dass Marken nachhaltiger werden sollten. Gute Absichten allein reichen nicht aus, um die eigene Marke nachhaltiger zu machen. Ebenso sollten nachhaltige Ziele nicht so weit in die ferne Zukunft verschoben werden, dass die Handlungsmöglichkeiten im Hier und Jetzt verloren gehen.


Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit für Marken? Wo und wie wird Nachhaltigkeit in der Marke verortet?

Die Beschäftigung mit Nachhaltigkeit wirft für Marken wichtige Fragen auf, die sich mit ihrer Positionierung im Verhältnis zum Markenkern befassen.

Grundsätzlich kann Nachhaltigkeit an verschiedenen Stellen in einer Marke verankert sein:

  • Im Zentrum der Marke, also als zentraler Bestandteil des Markenkerns.
  • In der Peripherie der Marke, als ergänzendes Element, das nicht den Kern der Marke ausmacht.
  • Außerhalb der Marke.

Die Entscheidung, wo Nachhaltigkeit jenseits verpflichtender regulatorischer Auflagen in der Marke verortet wird, liegt bei den Verantwortlichen der Marke. Diese Standortbestimmung betrifft sowohl den aktuellen Status Quo der Marke in Bezug auf Nachhaltigkeit (wo steht die Marke hier aktuell?) als auch die zukünftige Entwicklung der Marke (wo wollen wir mit der Marke zukünftig hin?).

Entlang des gängigen „Säulenmodells von Nachhaltigkeit“ können die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekte der Nachhaltigkeit differenziert betrachtet werden. Je nach Verortung der Marke ergeben sich weitreichende Auswirkungen auf allen Dimensionen der Markenführung.

In komplexeren Markenarchitekturen kann auch die Strategie verfolgt werden, neben bestehenden Haupt- oder Dachmarken spezielle Submarken zu schaffen, die stark auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Ob dies sinnvoll und förderlich oder eher schädlich ist oder kannibalisiert, lässt sich hier nicht abschließend diskutieren. Bisherige Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass etablierte Unternehmensmarken aus Kundensicht keine spezifischen nachhaltigkeitsbezogenen Submarken benötigen, während es bei Produktmarken anders aussehen kann.

Wenn Nachhaltigkeit künftig im Zentrum oder zumindest in der Peripherie des Markenkerns stehen soll, ergeben sich weitere Fragen zur Integration von Nachhaltigkeit in das Gesamtkonzept der markenprägenden Qualitäten, Werte, Positionierungen, Strategien, Versprechen und Botschaften (Anm. d. Red.: siehe dazu auch unsere Übersicht zum Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen).

Es ist grundsätzlich positiv zu bewerten, dass Marken sich zunehmend ernsthaft mit der Verortung von Nachhaltigkeit in Bezug auf ihren Markenkern auseinandersetzen. Ablehnung oder „Als ob“-Spiele sind hier keine tragfähigen und zukunftsweisenden Strategien.

 

Überlegen Sie spontan selbst einmal:

  • Wie positioniert sich Ihre Marke derzeit in Bezug auf Nachhaltigkeit und welchen Stellenwert hat sie?
  • Welche Ziele strebt Ihre Marke in Bezug auf Nachhaltigkeit an? Wo will sie hin?
  • Welche Versprechen wurden formuliert und welche wurden bereits eingelöst?
  • Existieren klare nachhaltigkeitsbezogene Strategien und Transformationskonzepte?
  • Welches Feedback haben Sie bereits von Kunden, Markennutzern, potenziellen Kunden, Mitarbeitern, Bewerbern, Partnern und der Öffentlichkeit zu Ihrem Engagement in Bezug auf Nachhaltigkeit erhalten?
  • Welche Bilder und Assoziationen haben sich intern und extern im Hinblick auf die Nachhaltigkeit Ihrer Marke entwickelt?
  • Stimmen diese Bilder und Assoziationen mit Ihren Werten, Ansprüchen und Zielvorstellungen überein?
  • Überholen Ihre nachhaltigkeitsbezogenen Marketing- und PR-Kampagnen den aktuellen Status und die Entwicklung Ihrer Marke oder halten sie authentisch und glaubwürdig Schritt?
  • Wie souverän geht Ihre Marke mit dem Thema Nachhaltigkeit um, oder wirkt sie eher hilflos und aktionistisch?
  • Inwiefern kann die Marktforschung, insbesondere die Markenforschung, Sie bei der Verortung Ihrer Marke im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit und der entsprechenden Markenführung unterstützen?
  • Welche Ergebnisse liegen bereits in Bezug auf die nachhaltigkeitsbezogene Verortung und Markenführung vor?
  • Welche Fragen sind bisher noch offen und bedürfen weiterer Untersuchungen?

 

Nachhaltigkeitsmanagement im Markenkontext braucht Orientierung, Konkretheit und Glaubwürdigkeit

Die Markenführung im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit stellt eine große und anspruchsvolle Aufgabe dar. Oft wird diese Aufgabe erst durch externen Druck wahrgenommen, sei es von Regulierungsbehörden, Kunden oder Geschäftspartnern. In der Regel befinden sich Marken noch am Anfang dieses Prozesses. Das kann jedoch auch einen gewissen Vorteil bieten: Man kann aus den Fehlern anderer lernen, anstatt sie selbst zu wiederholen. Es ist ratsam, konsequent kleine Schritte und Zwischenschritte zu unternehmen, anstatt zu viel auf einmal zu wollen und möglicherweise grandios zu scheitern.

 

Marken müssen langfristige Perspektiven verfolgen und sind nicht beliebig veränderbar oder manipulierbar, auch nicht in Bezug auf Nachhaltigkeit.

Es steht fest: Aktuell gibt es nur sehr wenige oder gar keine „nachhaltigen Marken“ im engeren Sinne, auch wenn dies manchmal vollmundig behauptet wird. Es ist auch unwahrscheinlich, dass alle Marken in naher Zukunft umfassende oder vollständige Nachhaltigkeitsstrategien umsetzen werden. Nachhaltigkeitsbezogene Strategien können jedoch dazu dienen, sich von anderen Marken auf dem Markt zu differenzieren und eine bessere Positionierung zu erreichen. Dies geht mit spezifischen Anforderungen und Aufgaben sowie Chancen und Risiken einher.

Um eine Orientierung und Anregung zu bieten, haben wir eine Übersicht erstellt, die die aktuellen und zukünftigen Fragen zur Positionierung und deren Auswirkungen auf verschiedenen Ebenen der Marke berücksichtigt. Dabei ist zu beachten, dass es zwischen vollständig „nachhaltig“ und „nicht-nachhaltig“ viele Abstufungen gibt, sowohl in Bezug auf den aktuellen Status quo als auch aus Perspektive der Markenentwicklung. Zudem kann sich die Situation je nach Branche, Zielgruppe und globalen Entwicklungen unterschiedlich gestalten.

 

Markendimensionen Nachhaltigkeit
im Kern der Marke
(nachhaltige Marke)
Nachhaltigkeit in der Peripherie
der Marke
Nachhaltigkeit
außerhalb der Marke
Marke ohne
integrierte Nachhaltigkeit
(reine Pflichterfüllung)
       
Unternehmensführung

Geschäftsprozesse

 

 

 

 

 

Nachhaltigkeit ist in der Unternehmensführung und in allen Geschäftsprozessen und Entscheidungen fest verankert Nachhaltigkeit wird in bestimmten Bereichen der Unternehmensführung und der Geschäftstätigkeit berücksichtigt, aber nicht in allen Die Marke setzt sich in ihrer CSR-Arbeit mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander, jedoch hat dies keinen unmittelbaren Einfluss auf die Unternehmensführung und die Geschäftstätigkeit Nachhaltigkeit spielt keine Rolle in der Unternehmensführung und in den Geschäftsprozessen
Vision

 

 

 

 

Vision der Marke ist sehr eng mit Zielen der Nachhaltigkeit verbunden und wird als integraler Bestandteil der Markenidentität betrachtet Vision der Marke beinhaltet Nachhaltigkeit als wichtiges Element, aber es ist nicht das zentrale Merkmal der Marke Vision der Marke bezieht sich in Teilen auf Nachhaltigkeit, aber ist nicht Teil der Markenidentität Nachhaltigkeit ist in Vision
der Marke nicht verankert
Mission

 

 

 

Mission der Marke bezieht sich direkt auf die Nachhaltigkeit und verdeutlicht, wie die Marke diese in ihrem Kerngeschäft integriert Mission der Marke bezieht sich auf die Nachhaltigkeit, jedoch nicht unbedingt in direktem Zusammenhang mit dem Kerngeschäft Die Mission der Marke bezieht sich auf die Nachhaltigkeit, aber nur in begrenztem Umfang Nachhaltigkeit ist nicht Teil der Mission der Marke
Strategie

 

 

Strategie der Marke ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet und wird als integrales Element der Geschäftsstrategie angesehen Nachhaltigkeit ist ein Aspekt der Markenstrategie, jedoch kein zentrales Element Nachhaltigkeit ist in der Geschäftsstrategie vorhanden,
aber in begrenztem Umfang
Nachhaltigkeit spielt keine Rolle in der Geschäftsstrategie der Marke
Umsetzung

 

 

Nachhaltigkeit wird in allen Aspekten der Marke konsequent umgesetzt und integriert Nachhaltigkeit wird in einigen Aspekten der Marke umgesetzt, aber nicht in allen Nachhaltigkeit wird in begrenztem Umfang umgesetzt Nachhaltigkeit wird nicht umgesetzt
Nachhaltigkeitsstandards

 

 

 

 

Marke setzt hohe Nachhaltigkeitsstandards und überprüft regelmäßig deren Einhaltung Marke setzt Nachhaltigkeitsstandards, aber nicht auf höchstem Niveau
oder überprüft diese Standards nicht regelmäßig
Die Marke setzt einige Nachhaltigkeitsstandards um, jedoch nur in begrenztem Umfang Die Marke setzt keine Nachhaltigkeitsstandards um
Markenpositionierung Nachhaltigkeit als zentrales Element der Markenpositionierung im Wettbewerbsfeld Nachhaltigkeit wird als ein zusätzlicher Aspekt in die Markenpositionierung im Wettbewerb integriert Es erfolgt keine ausdrückliche Positionierung im Wettbewerb in Bezug auf Nachhaltigkeit Keine Positionierung in Bezug auf Nachhaltigkeit im Wettbewerb
Markenimage Marke wird als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit wahrgenommen und genießt ein hohes Ansehen bei nachhaltigkeitsbewussten und nachhaltigkeitsinteressierten Kunden Marke wird als nachhaltig wahrgenommen, aber nicht unbedingt als Vorreiter auf diesem Gebiet. Kunden, die Nachhaltigkeit schätzen, fühlen sich jedoch von der Marke angezogen Marke wird als allgemein umweltbewusst wahrgenommen, aber nicht notwendigerweise als besonders nachhaltig. Kunden, die Nachhaltigkeit schätzen, haben diesbezüglich keinen starken Bezug zur Marke Marke hat keine erkennbare Wahrnehmung im Bereich der Nachhaltigkeit
Zielgruppen Nachhaltigkeitsbewusste Konsumenten Nachhaltigkeitsinteressierte Kunden Nachhaltigkeitsbewusste Partner, keine spezifischen Zielgruppen in puncto Nachhaltigkeitsorientierung Die Marke spricht eine breite Zielgruppe an, jedoch fehlt eine spezifische Ausrichtung auf Nachhaltigkeit, wodurch nachhaltig interessierte Kunden nicht angesprochen werden
Kommunikation Marke kommuniziert ihr Nachhaltigkeitsengagement und ihre Nachhaltigkeitsleistungen aktiv und transparent und macht sie zu einem zentralen Bestandteil ihrer Markenbotschaft. Sie setzt auf eine offene Kommunikation mit den Kunden Marke kommuniziert ihr Nachhaltigkeitsengagement und entsprechende Leistungen, aber nicht unbedingt als zentralen Bestandteil ihrer Markenbotschaft Marke kommuniziert ihr Engagement in Nachhaltigkeitsfragen eher zurückhaltend und unsystematisch Marke kommuniziert nichts über ihr Nachhaltigkeitsengagement
Produkte /
Dienstleistungen
Klare Ausrichtung auf nachhaltige Produkte und Dienstleistungen Einige nachhaltige Produkte/Dienstleistungen, aber nicht alle Keine spezifischen nachhaltigen Produkte/Dienstleistungen, aber allgemein umweltfreundliche Praktiken Keine spezifischen nachhaltigen Produkte/Dienstleistungen
Produktdifferenzierung Breites Angebot an nachhaltigen Produkten Teilweise nachhaltiges Produktangebot Wenige oder keine nachhaltigen Produkte im Angebot Kein nachhaltiges Produktangebot
Produktpalette

 

Die Marke bietet eine ausgewogene Balance zwischen nachhaltigen und nicht-nachhaltigen Produkten, aber strebt langfristig an, ausschließlich nachhaltige Produkte anzubieten Die Mehrheit der Produkte der Marke ist nicht nachhaltig Der Großteil der Produkte der Marke ist nicht nachhaltig Die Marke bietet ausschließlich nicht-nachhaltige Produkte an
Produktinnovation Die Marke verfolgt kontinuierlich innovative Ansätze bei der Entwicklung nachhaltiger Produkte Die Marke weist nur wenige innovative Ansätze in ihrem Nachhaltigkeitsangebot auf Die Marke zeigt keine speziellen Innovationsansätze in Bezug auf Nachhaltigkeit Die Marke verfolgt keine Innovationsansätze in Bezug auf Nachhaltigkeit
Innovation Innovationsführerschaft im Bereich Nachhaltigkeit Potenziell innovative Ansätze vorhanden Keine besonderen Innovationsansätze Keine Innovationsansätze
Marktchancen Innovationspotential durch Nachhaltigkeit und mögliche Erschließung neuer Märkte Wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen Verbesserung der Reputation und erhöhte Glaubwürdigkeit durch Nachhaltigkeitsengagement Keine besonderen Chancen durch Nachhaltigkeit
Risiken Imageverlust und hohe Reputationsrisiken bei Nichteinhaltung von Nachhaltigkeitsstandards und Nachhaltigkeitsversprechen Erhöhte Kosten durch Maßnahmen zur Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards Fehlende Anpassung an gesellschaftliche Entwicklungen im Bereich Nachhaltigkeit kann zu Wettbewerbsnachteilen führen Keine besonderen Risiken durch Nachhaltigkeit; allgemein jedoch hohe Gefahr, zukünftig vom Markt abgehängt zu werden
Greenwashing-Verdacht Gering, da als nachhaltige Marke etabliert und bereits hohe Glaubwürdigkeit aufgebaut. Eher gering, da Nachhaltigkeit in die Marke mitintegriert wurde. Höheres Risiko, wenn das Unternehmen möglicherweise versucht, Nachhaltigkeits­engagement als Marketingstrategie zu nutzen, ohne substanzielle eigene Fortschritte in diesem Bereich zu erzielen. Zugleich teils niedrigere Erwartungen und geringerer Umsetzungsdruck. Höheres Risiko für Greenwashing-Verdacht, wenn das Unternehmen versucht, Nachhaltigkeits-engagement vorzutäuschen. Zugleich weniger Erwartungen der Kunden und der Öffentlichkeit an das Unternehmen, da dieses nicht als nachhaltig bekannt ist.
Ökologie Positive Ökobilanz durch nachhaltige Produktionsprozesse und Produkte Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben zum Umweltschutz Geringere ökologische Auswirkungen durch vermehrten Einsatz von nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen Keine besonderen Maßnahmen zum Umweltschutz, ggf. erhöhte ökologische Belastung durch Produkte und Dienstleistungen
Soziales Gute Reputation als Arbeitgeber und Förderung von Mitarbeitern, insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit Soziales Engagement im Rahmen von CSR-Maßnahmen Förderung von sozialen Projekten und Initiativen, ggf. Kooperationen mit NGOs Keine besonderen Maßnahmen im sozialen Bereich, ggf. negative Auswirkungen auf Mitarbeiter und Gemeinwesen
Ökonomie Höhere Absatzchancen und höhere Kundenbindung durch nachhaltiges Engagement Kurzfristig könnten steigende Kosten für nachhaltige Maßnahmen und möglicherweise höhere Preise für nachhaltige Produkte Risiken darstellen. Langfristig jedoch können gut investierte nachhaltige Maßnahmen zu Kosteneinsparungen führen und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stärken Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch Verknüpfung mit nachhaltigen Themen möglich Geringere Wettbewerbsfähigkeit und Umsatzeinbußen durch fehlende Nachhaltigkeitsstrategie

Quelle: HEUTE UND MORGEN 2023

 

Die Übersicht „Aktuelle und zukünftige Fragen zur Positionierung und deren Auswirkungen auf verschiedene Ebenen der Marke“ als pdf zum Download finden Sie hier.

Hinweis: Diese schematische Übersicht ist notwendigerweise vereinfacht und verkürzt. Je nach individuellen Anforderungen, Bedürfnissen und Zielen kann sie erweitert und spezifiziert werden. Es ist auch zu beachten, dass Marken in verschiedenen Stadien der nachhaltigen Entwicklung auf verschiedenen Dimensionen stehen können. Zum Beispiel kann das Produktangebot bereits weit fortgeschritten sein, während die Gesamtmarke noch am Anfang steht.

Es sollte deutlich gemacht werden, dass Nachhaltigkeit ein komplexes und vielschichtiges Thema ist, das für Marken viele Anforderungen stellt und zahlreiche Handlungsimpulse mit sich bringt. Daher ist es nicht überraschend, dass viele Marken erst am Anfang ihrer Auseinandersetzung damit stehen. Gleichzeitig steigt der Handlungsdruck, sodass Abwarten und Verzögern keine echten und tragfähigen Alternativen mehr für Marken darstellen.

Es ist erkennbar, dass viele Entscheidungen zur Positionierung von Marken in Bezug auf Nachhaltigkeit eine differenzierte Marktforschung und insbesondere Markenforschung erfordern. Nur so können die Chancen und Risiken unterschiedlicher Strategien und damit verbundener Maßnahmen genauer untersucht und bewertet werden, unter Berücksichtigung des eigenen Unternehmens und seiner Marke(n). Es gibt keinen einfachen Lösungsweg und rein moralische oder emotionale Vorurteile oder impulsives Handeln in eine bestimmte Richtung sind keine guten Ratgeber. Daher zum Abschluss noch ein paar Anregungen:

 

Anregungen für das Nachhaltigkeitsmanagement im Markenkontext

  • Starten Sie von innen und gehen Sie dann erst nach außen (oder kehren Sie zu diesem Prinzip zurück): Klären Sie offen und ehrlich Ihre Haltung zur Nachhaltigkeit. Jede Marke benötigt eine klare Haltung zur Nachhaltigkeit. Es gibt keine Nicht-Haltung (ähnlich wie man nicht nicht kommunizieren kann). Beginnen Sie lieber mit kleinen Schritten und machen Sie Zwischenschritte. Durch übertriebene, unrealistische und nicht einlösbare Versprechen zerstören Sie das Vertrauen in Ihre Marke.
  • Es geht darum, wie stark Sie Ihre Marke mit Nachhaltigkeit verknüpfen möchten. Hier sind einige Überlegungen:
      • Ist Nachhaltigkeit ein authentischer Purpose Ihrer Marke oder nicht?
      • Ist Nachhaltigkeit im Kern der Marke, in der Peripherie oder außerhalb verortet, oder spielt sie bisher keine Rolle?
      • Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für die Markenwerte und die Positionierung der Marke (oder welche Bedeutung soll sie haben)?
      • Ist Nachhaltigkeit ein Zukunftsanspruch Ihrer Marke, der in der Vision berücksichtigt werden sollte?

Diese Fragen helfen Ihnen dabei, eine klare Vorstellung davon zu entwickeln, wie intensiv Sie Ihre Marke mit Nachhaltigkeit verbinden möchten und welche Rolle Nachhaltigkeit in Ihrer Markenstrategie spielen soll.

  • Hören Sie Ihren Kunden zu: Achten Sie auf deren Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen. Gerade in puncto Nachhaltigkeit ist es zentral, genau zu verstehen, was die Kunden in Ihrer Branche darunter verstehen, und sich ganz konkret wünschen und erwarten. Klären Sie zudem: Auf welche Zielgruppen bzw. welche Segmente wollen Sie sich mit Ihrer Marke fokussieren? Beachten Sie zugleich: Produkte haben für Kunden in puncto Nachhaltigkeit besondere Relevanz: dort wird am ehesten spürbar, wie nachhaltig sich Marken aufstellen und unterwegs sind.
  • Machen Sie nachhaltigkeitsbezogene Wettbewerbsanalysen, um die Stärken und Schwächen der Wettbewerber in puncto Nachhaltigkeit zu verstehen und zu sehen, wie die eigene Marke sich von diesen unterscheidet bzw. differenzieren kann.
  • Identifizieren und definieren Sie Schlüsselbereiche für mehr Nachhaltigkeit: Definieren Sie klare Schritte zu mehr Nachhaltigkeit. Welche neuen nachhaltigen Lösungen wollen und können Sie auf den Weg bringen?
  • Planen Sie auf konkreter Zeitschiene: Schritte, Meilensteine, Maßnahmenpakete. Planen Sie Maßnahmen systematisch, auch um Ihre Organisation in erforderlichen Transformationsprozessen nicht zu überfordern.
  • Entwickeln Sie eine effektive Content-Strategie, um Ihre Nachhaltigkeitsthemen zu kommunizieren. Wenn Sie nachhaltige Maßnahmen umsetzen und einen Grund sehen, darüber zu sprechen, tun Sie es auch. Vermeiden Sie jedoch substanzlose Marketingpraktiken und jede Form von Täuschung. Dies kann Ihrer Marke erheblichen Schaden zufügen, nicht nur kurzfristig durch vorübergehende Shitstorms, sondern auch langfristig. Viele Kunden haben kein Vertrauen in die Nachhaltigkeitskommunikation von Marken, da Informationen fehlen oder schwer zugänglich sind, um die tatsächlichen Nachhaltigkeitsbemühungen einschätzen zu können. Dies ist oft ein hausgemachtes Problem, das auftritt, wenn Nachhaltigkeit als bloßes Etikett verwendet wird. Gleichzeitig werden einige wirklich engagierte und fundierte Nachhaltigkeitsinitiativen nicht wahrgenommen und gewürdigt. Daher sind Glaubwürdigkeit, Konkretheit und der Aufbau von Vertrauen von großer Bedeutung. Bleiben Sie konsequent und beharrlich in Ihren Bemühungen, um diese Aspekte zu stärken.
  • Nachhaltigkeit ist kein vorübergehender Trend, sondern eine langfristige und dynamische Herausforderung. Nachhaltigkeit ist eine auf Dauer gestellte dynamische Aufgabe, der sich auch Marken nicht werden entziehen können.
  • Es ist von großer Bedeutung zu beachten, dass die Integration von Nachhaltigkeit in den Markenkontext je nach Unternehmen, Branche und Internationalität unterschiedlich sein kann. Es ist wichtig, Ihren eigenen Weg zu finden und ihn in enger Zusammenarbeit mit Ihren Kunden, Partnern und anderen relevanten Stakeholdern zu gehen. Jeder Markenkontext ist einzigartig und erfordert eine maßgeschneiderte Herangehensweise an die Nachhaltigkeit. Durch den kontinuierlichen Dialog mit Ihren Interessengruppen können Sie sicherstellen, dass Ihre Nachhaltigkeitsstrategie den Bedürfnissen und Erwartungen aller Beteiligten gerecht wird.
  • Seien Sie aufrichtig und authentisch in Bezug auf Nachhaltigkeit. Seien Sie bereit, Veränderungen anzunehmen und seien Sie mutig. Setzen Sie sich ehrgeizige Ziele, sowohl jetzt als auch in der Zukunft, aber überfordern Sie sich nicht dabei. Es ist wichtig, einen ausgewogenen Ansatz zu finden und kontinuierlich Fortschritte zu machen. Zeigen Sie Ihren Kunden und Stakeholdern, dass Sie es ernst meinen und dass Sie bestrebt sind, einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.
  • Führen Sie regelmäßige Bewertungen Ihrer Fortschritte auf den definierten Zielbereichen durch und leiten Sie klare Kennzahlen aus Ihren Zielen ab. Feedback sowohl intern als auch extern ist entscheidend, um kontinuierlichen Fortschritt zu erzielen. Ohne regelmäßige Rückmeldung ist es schwierig, den Erfolg Ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen zu messen und kontinuierlich zu verbessern. Nehmen Sie das Feedback ernst und nutzen Sie es als Antrieb, um Ihre Nachhaltigkeitsziele effektiv umzusetzen und langfristigen Erfolg zu gewährleisten.

 

Kontakt aufnehmen und austauschen

Interessiert am weiteren Austausch zum Thema Marke & Nachhaltigkeit und verbundenen Forschungs- und Entwicklungsprojekten? Dann sprechen Sie uns gerne persönlich an. Kontakt: Tanja Höllger – tanja.hoellger@heuteundmorgen.de – Telefon: +49 221 995 005-0. Wir freuen uns auf den vertiefenden Austausch mit Ihnen!

Weitere Blogbeiträge zu zukunftsrelevanten und innovativen Themen – speziell auch zur Markenführung und Markenforschung – finden Sie regelmäßig auch auf der Themenübersicht unseres Blogs „Plan Z – Zeit für Zukunft“.

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