Deutschland diskutiert über Fahrverbote für Diesel, Elektroautos und die Mobilitätswende. Aber muss es unbedingt ein tonnenschweres Elektroauto mit fragwürdiger Ökobilanz sein, um typische Alltagsstrecken von wenigen Kilometern elektrifiziert zurückzulegen?
Es geht auch anders: Fährt man mit dem ICE Sprinter von Köln nach Frankfurt, ist doch immer wieder erstaunlich, wie schnell man das Notebooks wieder zuklappen muss, um aus dem Zug zu hechten. Nach einer Stunde ist man bereits am Ziel angekommen. Täglich wird diese Verbindung daher auch von vielen Pendlern genutzt.
Dagegen braucht man für die Strecke aus dem Bahnhof – die Wege in Kopfbahnhöfen können lang sein – und den Fußweg zum eigentlich nicht so weit entfernten Ziel im Bankenviertel geradezu lange. Ist es da nicht eine schöne Vorstellung, einfach das E-Board entspannt auf dem Bahnsteig abzusetzen und mühelos mit einem sanften Surren davonzubrausen?
E-Bikes erfreuen sich inzwischen schon großer Beliebtheit. Es gibt mehrere Anbieter, bei denen Firmen Dienstfahrräder für ihre Angestellten auch einfach leasen können. E-Bikes sind für mittlere Entfernungen eine hervorragende Alternative zum Auto, auch zum klassischen Fahrrad. Insbesondere wenn man im Büro nicht duschen kann oder will. E-Bikes haben aber den Nachteil, dass man diese nicht ohne weiteres mitnehmen kann, wenn man Teile der Wegstrecke mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen will. Zudem besteht leider die nicht unerhebliche Gefahr des Diebstahls, wenn man diese im öffentlichen Raum abstellen muss.
Beide Probleme hat ein elektrisches Skate- oder Longboard nicht: In der Bahn kann man es bei einem Gewicht von 6 bis 8 kg unkompliziert mitnehmen, im Büro steht es neben dem Schreibtisch. Selbst im Flugzeug sollte man es transportieren können.
Leider gibt es aber auch einen erheblichen Nachteil: Elektrische Longboards sind auf öffentlichen Straßen noch illegal. Bei Spitzengeschwindigkeiten von 30 bis 50 km/h benötigt man – wie bei schnellen E-Bikes oder Segways – eine offizielle Zulassung. Die bekommt man aber (noch) nicht, da das Gesetz dieses Fortbewegungsmittel nicht kennt. In Schweden wurden Elektro-Longboards einfach als Fahrräder eingestuft, wie dies hierzulande auch bei Pedelecs der Fall ist.
Der Bundesrat hat die Bundesregierung schon vor knapp zwei Jahren dazu aufgefordert, „[…] schnellstmöglich die verhaltens- und zulassungsrechtlichen Voraussetzungen für den Betrieb von selbstbalancierenden Fahrzeugen und Fahrzeugen mit Elektroantrieb, die nicht mindestens einen Sitzplatz haben, im öffentlichen Verkehr – unter Beteiligung der Länder – zu regeln“. Leider ist dies bisher noch nicht passiert. Politisches Schneckentempo lässt grüßen.
Sollen die Schadstoffe in den Innenstädten wirksam reduziert werden und die Klimaziele erreicht werden, muss Elektromobilität möglichst flexibel und breit verstanden werden.
Unternehmen können dabei eine Vorreiterfunktion übernehmen. Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland schon rund 200.000 Firmen-E-Bikes.
Ein elektrisches Longboard ist noch „cooler“ und moderner als ein E-Bike, und darüber hinaus auch günstiger. Als Unternehmen kann man sich damit gegenüber Bewerbern zudem als frisch und fortschrittlich präsentieren. Longboards bieten darüber hinaus viel Platz für individuelles Unternehmens-Design und Branding. Ähnliches gilt auch für E-Roller. Warum also den Mitarbeitern nicht ein solches Gefährt anbieten, sobald die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt sind? Auch Trainings für bisherige „Nicht-Skater“ könnten angeboten werden.
Möglicherweise hat in Zukunft auch der Firmenwagen als Incentive ausgedient. Auch wenn diese zunehmend umweltfreundlicher und weniger statusfixiert werden. Innovative Mobilitätsmodelle gibt es jedenfalls genug. Und auch dazu passende attraktive Gehaltsumwandlungsoptionen.
Kurz: Es geht darum, die vielen Potenziale tatsächlich auf die Strecke bringen. Statt neuem „Protzen in Grün“ oder „Allheilmitteln“ sind Flexibilität und smarte, intelligente Mobilitätsvernetzungen gefragt. Das geht auch auf vielen kleinen Rollen und Rädern.
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