Dr. Google rät zum Arztbesuch

Mrz 28, 2018

Dr. Google rät zum Arztbesuch

Künstliche Intelligenz kann Früherkennung von Krankheiten unterstützen

Zählen Sie auch zu den Menschen, die schon bei der Vorahnung einer Erkältung zur Apotheke rennen und sich mit allerhand Gegenmitteln eindecken? Oder gleich drei Ingwer-Tees trinken und so viel Obst essen, wie seit Monaten nicht mehr? Vorbeugung und Früherkennung ergeben grundsätzlich Sinn.

Große Potenziale bei der Früherkennung von Erkrankungen werden heute im Einsatz von Künstlicher Intelligenz gesehen. KI-Systeme können schon jetzt MRT- oder CT-Bilder zuverlässiger interpretieren als manch erfahrene Radiologen. Zumindest können sie menschliche Diagnosen verbessern. Solche Systeme brauchen möglichst große Lernstichproben, um beispielsweise Tumore treffsicher erkennen zu können. Mit jedem weiteren Bild werden sie besser und genauer.
Künstliche Intelligenz kann aber auch Zusammenhänge erkennen und aufdecken, die bisher unbekannt waren, und so völlig neue Diagnosen und Behandlungen ermöglichen.

Verily Life Sciences, ein Tochterunternehmen des Google-Mutterkonzerns Alphabet, hat beispielsweise einen Algorithmus entwickelt, der die Wahrscheinlichkeit von Herzerkrankungen in den nächsten fünf Jahren auf der Basis eines Scans des Augenhintergrundes und einiger weiterer allgemeiner Gesundheitsdaten vorhersagen kann. Also noch bevor diese Erkrankung überhaupt ausbricht. Die Genauigkeit soll in etwa auf dem Niveau deutlich aufwendigerer und bisher angewandter Bluttests liegen.

Forscher der University of California konnten mit Daten der Computeruhr Apple Watch, die einen Herzfrequenzmesser besitzt, Vorhofflimmern im Herzen erkennen. Würden dann sofort die entsprechenden Medikamente verabreicht, wären viele Schlaganfälle vermeidbar.

Der Rohstoff, der für solche Anwendungen benötigt wird, sind also Daten. Je mehr, desto besser.
Und die Bereitschaft, diese Daten auch freiwillig zur Verfügung zu stellen, scheint vor allem in den jüngeren Generationen hoch zu sein.

Einsatz auch im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements?

Auch im betrieblichen Alltag werden vielfältige digitale Daten generiert, die aber nicht weiter genutzt oder gespeichert werden. Sei es aus Datenschutzgründen oder weil noch nie jemand auf die Idee gekommen ist, diese auszuwerten. Etwa Bilder von Webcams oder Bewegungsmuster der „Maus“ bzw. der Fingerbewegungen auf Touchpads.

Könnte es für das betriebliche Gesundheitsmanagement in Zukunft sinnvoll sein, nach Zusammenhängen zwischen Mitarbeiterdaten und Gesundheitsrisiken zu suchen? Oder extern gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen, um Erkrankungen vorzubeugen, bevor diese akut werden?

Lassen sich beispielsweise im Vorfeld einer Erkrankung Hinweise im Gesicht finden? Denkbar wäre dann eine automatische „Blitz-Diagnose“ bei der Anmeldung am PC mittels Gesichtserkennung. Vielleicht deuten auch Veränderungen bei den Mausbewegung auf gesundheitliche Probleme hin.

Natürlich stellen sich in solchen betrieblichen Anwendungsfällen sehr bedeutende Fragen zum Datenschutz. Wenn solche Daten aber nur anonym ausgewertet werden würden und nur der Betroffene einen entsprechenden Hinweis erhalten würde, könnte der Nutzen solcher KI-Frühwarnsysteme für Alle überwiegen – deren entsprechende Reife und Validität vorausgesetzt.

Zur Früherkennung einer einfachen Erkältung wäre man als Mitarbeitender dabei vielleicht nicht bereit. Zur Erkennung schwerwiegender Erkrankungen vielleicht schon.

Es lohnt daher, sich möglichst vorurteilsfrei mit den neuen Chancen und Grenzen von KI auch im betrieblichen Gesundheitsbereich auseinanderzusetzen – persönlich, als verantwortlicher Unternehmer und natürlich auch als Anbieter.

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